Meine Sprache und ich
Sarah Elena Müller
Eine Annäherung in Virtual Reality nach dem gleichnamigen Text von Ilse Aichinger
Anlässlich des 100-jährigen Ilse Aichinger Jubiläums wirft das experimentelle VR-Erlebnis von Sarah Elena Müller Fragen nach der Auslegung und Funktion literarischer und programmierter Welten auf. Aichingers kritisches Sprachverständnis trifft auf das grosse Versprechen eines immersiven Mediums. Die Besucher*in betritt eine Ilse Aichingers Text «Meine Sprache und Ich» nachempfundene, virtuelle Welt und begegnet einem Gegenüber, das innerhalb des vorbestimmten Spiels zu einem offenen Dialog einlädt.
one-off
Sprache: Deutsch / Englisch / Französisch
Format: VR-Live Performance für jeweils eine Person mit Möglichkeit entkoppelter Darstellungsformen wie Videos, Streamings, Texte, Ausdrucke
Dauer 1 Durchlauf: ca. 30 min (abhängig von Besucher*in)
Konzeption & Leitung: Sarah Elena Müller
Künstlerische Umsetzung: Lilith Becker_Corsin Gaudenz
Programmierung VR: Benjamin Rudolf
3D Design & Animation: Wunna Winter
Audiodesign: Markus Mezenen
Stimmen: Daniela Ruocco_Ellen Lapper
Performance: Clara Palau y Herrero_Milena Keller_Johannes Werner_Corsin Gaudenz_Barbara Schmid
Produktion: Barbara Schmid
Publikation: Verlag Büro für Problem
Texte: Annette Hug_Eva Seck_Biswamit Dwibedy_Birgit Kempker_Anja Schulthess
Sarah Elena Müller_Lilith Becker_Corsin Gaudenz_Google Cloud Speech-to-Text KI
Pilotförderung Buch und Literatur Ost + Migros Kulturprozent
Aichingers Sprache hält dem direkten körperlichen Zugriff entgegen und misstraut jeglichem Konformismus und Komfort. Begriffe, Figuren und Narrative stehen egalitär zueinander-Zusammenhänge, Definitionen und Emotionen treten nicht als mitreissende Kräfte auf. Die virtuelle Realität verspricht uns das Gegenteil: Hyperzugänglichkeit, Immersion und totales Spektakel. Das VR-Erlebnis „Meine Sprache und Ich" widmet sich dem Kontrast dieser Haltungen. Die Besucher*in begegnet in einer dem gleichnamigen Text nachempfundenen virtuellen Welt anderen Wesen. Manche sprechen, helfen oder warten, andere belauschen nur und deuten schweigend auf das eigentliche Interessensfeld digitaler Kultur- den ungescripteten, offenen Ausgang menschlicher Interaktion. Antässlich des 100-jährigen Jubiläums von Ilse Aichinger und ihrem kritischen Sprachverständnis werfen die Künstlerin Sarah Elena Müller und ihr transdiziplinäres Team mit ihrem VR-Experiment Fragen nach Lesart, Auslegung und Funktion von literarischen und programmierten Weiten auf.
Sowohl Sprache als auch Programmierung haben - kaum gefestigt - einen Anspruch, Realität zu gestalten. Durch den Schritt digitaler Formate auf den Körper zu (VR) und die Möglichkeiten vonEchtzeit-Physiksimulation, hat sich die Bandbreite der Lesarten und ihrer Erlebbarkeit aber eher verschmälert. Der Programmiervorgang, der auf Immersion abzielt, ist daher nicht per se die Eröffnung eines Denkraums unendlicher
Möglichkeiten, sondern eher eine Fixierung auf die exakte, sinnhafte Reproduktion von Geschehnissen. In diese Konstruktion einbezogen werden aber nur die visuelle, räumliche und akustische Wahrnehmung. Die Obergrenze der technischen Kapazität begrenzt die Annäherung an die erwünschte Wirklichkeit, begrenzt den Denkraum, in welchem VR programmiert wird.
Aichingers Vorsicht und Anarchie in Bezug auf Sprache im Allgemeinen und die Widerspenstigkeit, die ihre eigenen Texte beinhalten, waren dem Widerstand gegen den vorgegebenen Wahrheitsanspruch eindeutiger Botschaften geschuldet. Der faschistoiden Methode, auf Emotionen zu setzen und Menschen durch diese bis zum Grad der Unmündigkeit zu manipulieren, stellt Aichinger ein Textwerk entgegen, das sich Immersion komplett entzieht. Jeder Satz, jedes Wort muss mit höchster Konzentration partizipiert werden, um vom Text nicht ausgeschlossen zu werden. Es gibt kein Abschalten und Geniessen. Jeder Schritt muss selbst gegangen werden. Dort, wo VR bröckelt, an den Grenzen des programmierten Raumes, dem (noch) Nichtmöglichen, siedelt sich das Projekt „Meine Sprache und Ich" an, um Aichingers Textwelt im Kontext des neuen Mediums VR zu untersuchen.
- 27.06.2023 [mit Gebärdensprache]
- 26.06.2023 [mit Gebärdensprache]
- 23.10.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]
- 22.10.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]
- 21.10.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]
- 16.10.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]
- 15.10.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]
- 14.10.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]
- 04.09.2022 [Dauer jeweils 40 min - 10 Durchführungen bis 18 Uhr]
- 03.09.2022 [Dauer jeweils 40 min - 10 Durchführungen bis 18 Uhr]
- 08.05.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]Ausstellungsraum Klingental Basel
- 07.05.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]Ausstellungsraum Klingental Basel
- 06.05.2022 [fortwährender Einlaß bis 22 Uhr]Ausstellungsraum Klingental Basel
- 27.03.2022Wortlaut Literaturfestival St Gallen
- 08.11.2021
- 05.11.2021 [Premiere]